Wohnen im Auto 2.0 – mit festen Standort!

Einige von euch haben es schon mitbekommen: Seit März lebe ich auf unbestimmte Zeit dauerhaft in meinem Auto. Wie das funktioniert und wie es mir damit so geht, möchte ich euch in diesem Blogbeitrag erzählen.

Warum lebe ich jetzt im Auto?

Das hat sich im Laufe der letzten Monate so gefügt. Privat sind im vergangenen Jahr bei mir viele Veränderungen passiert. Es war dringend an der Zeit für eine Zäsur nach all dem emotionalen Auf und Ab (am Anfang des Jahres Ab, in der zweiten Jahreshälfte Auf). Wie immer in solchen Dingen habe ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen, und das sagte mir eindeutig, was ich möchte und brauche. Und das war nun einmal ein Umzug und auf unbestimmte Zeit im Auto zu leben.

Es war Zeit für einen Neuanfang, auch einhergehend mit meiner bald startenden Hormonersatztherapie. Glücklicherweise befinde ich mich in der Lage, auf der sicheren Seite zu sein, da ich ja noch Miteigentümer unseres Bauernhofs bin, auf dem David nach wie vor wohnt und zu dem ich jederzeit zurückziehen kann, sollte mein jetziger Lifestyle nicht (mehr) funktionieren.

Ey Mann, wo is mein Auto?

Tja, es hat mich nach Hessen verschlagen, genauer gesagt nach Südhessen, um ganz genau zu sein: nach Darmstadt. Schon vor etwa einem Jahr, als sich bei mir private Veränderungen abzeichneten und ich ernsthaft über einen Ortswechsel nachdachte, kam in mir – zu meinem eigenen Erstaunen – der spontane Wunsch auf, nach Hessen zu gehen. Entweder Hessen, Saarland oder Niedersachsen. Obwohl ich keinerlei Verbindungen dorthin hatte und erst sehr selten dort gewesen bin. Ich kannte mich da so überhaupt nicht aus, in dieser Ecke Deutschlands. Rational ist das kaum zu erklären, muss ich ja aber auch gar nicht. Wenn mein Herz mir das sagt, dann folge ich ihm! Das waren jedenfalls gefühlsmäßig die einzigen denkbaren Regionen, die für mich in Frage kommen würden. Ich mag es dort. Obwohl ich dort nirgendwo irgendjemanden, der mir sonderlich nahesteht, kannte. Aber ich brauchte ja noch nie Menschen als Grund um irgendwo hinzuziehen.

Obwohl ich, oder vielmehr mein Bauchgefühl, die Region schon einigermaßen eingegrenzt hatte, wusste ich aber trotzdem nicht, wohin mit mir. Was sollte ich irgendwo? Wie entscheide ich, wohin ich will, wenn ich nirgendwo wirklich hinwill? Ich bin schon in so vielen Städten gewesen, habe jedes Bundesland bereist, dass für mich jede Stadt ist wie die andere. Alle Städte, die wirklich cool sind, an denen mein Herz so richtig hängt, und die ich teilweise richtig vermisse, liegen nicht in Deutschland; allen voran meine ehemalige Heimat Manchester! Natürlich habe ich auch erwogen, einfach dorthin zurückzugehen, in mein heißgeliebtes Manchester zurückzuziehen, und mich sogar schon online nach Wohnungen umgesehen. Momentan ist das aber für mich persönlich nicht umsetzbar. Aber wer weiß, was noch so kommt?

In der zweiten Jahreshälfte 2021 fingen dann die Schicksalsfügungen an. Das Universum weiß ja dann doch irgendwie immer, wann eins was oder wen zu welchem Zeitpunkt gut gebrauchen kann, und arrangiert das dann alles für einen. So auch mal wieder bei mir. Eins kommt zum anderen, und dann lernst du plötzlich ganz unverhofft fantastische Menschen kennen, und die werden – entgegen meiner eigentlichen Natur als Loner – auf einmal ziemlich schnell echt wichtig für einen und man möchte sie im Leben nicht mehr missen. Für mich sehr ungewohnt und neu. Aber auch toll. Und dann stellte ich auch noch fest, dass die Stadt sehr schön ist – wie ich in diesem Artikel bereits ausführlich beschrieben habe – und nach kurzem Zwiegespräch mit meinem Bauchgefühl bestätigte mir mein Herz, dass ich meinen zukünftigen Wohnort endlich gefunden hatte.

Mein Psychotherapeut war übrigens entsetzt ob dieser Entscheidung! Wie jetzt, ich lerne jemanden kennen, mit dem ich mich innerhalb kürzester Zeit anfreunde, und dann ziehe ich sofort vierhundert Kilometer weit weg in die selbe Stadt? Was ist, wenn die Freundschaft doch nicht so toll ist? Ich kenne da doch sonst niemanden! Würde ich da auch wohnen wollen, wenn ich ganz alleine wäre?

Ja, würde ich. Will ich. Werde ich.

So lange sich es für mich richtig anfühlt, etwas zu tun, tue ich es. Wenn es scheiße wird, lasse ich es und tue was anders. So funktioniert das für mich. Ohne Plan B, ohne mich langfristig oder – Diskordia bewahre! – mich für immer festzulegen.

Wie gesagt, ich habe noch nie wegen irgendwelcher Menschen entschieden, irgendwo hinzuziehen (und ich bin im Durchschnitt alle zwei Jahre in eine andere Stadt gezogen seit ich 19 war). In diesem Fall, jetzt, hat sich alles einfach ganz fantastisch gefügt. Ich brauchte ein neues (weiteres) Zuhause, ich fand einen schönen Ort in genau der Region, die mir mein Herz vor einem Jahr sowieso schon vorgeschlagen hat, und habe sogar gleich noch superliebe Menschen dazubekommen. Ist doch perfekt!

Und so packte ich am 2. März alles, was noch reinpasste, in meinen alten, bereits vollgetankten Schmendrick und machte mich auf den Weg nach Darmstadt, wo ich seitdem nun residiere und inzwischen das gesamte Stadtgebiet mein Eigen nennen kann. Und ich liebe es!

Wie funktioniert es, dauerhaft im Pkw zu wohnen?

So ganz kann ich das noch nicht sagen. Bis jetzt sind es erst 16 Tage. Das ist immerhin schon länger als meine längsten Road Trips mit Schmendrick, die um und bei jeweils 14 Tage gedauert haben, zum Beispiel, als ich letzten Sommer in München gewohnt habe (siehe Blogbeitrag hier). Also die richtig interessante Zeit kommt eigentlich erst jetzt, wenn ich länger im Auto lebe als die bisher gewohnten zwei Wochen. Aber bis jetzt ist es toll; ich genieße es und bin glücklich. Ich wusste ja vorher schon, dass dieser Lifestyle mich am allerglücklichsten macht und am besten zu mir passt. Sonst hätte ich ihn mir ja nicht ausgesucht. Auch die Idee, bis zum Beginn des Frühlings zu warten, war richtig. Und damit steige ich gleich mal in die praktischen Erläuterungen ein.

Kälte

Mein Auto hat weder Standheizung noch eine Truma. Nachts kühlt es ziemlich aus, vor allem, wenn es Minustemperaturen hat. Wie ich damit klarkomme? Gut soweit! Die ersten beiden Märzwochen sanken die Temperaturen jede Nacht auf -2 bis -5°C. Das ist schon ziemlich kalt ohne Heizung. Der ultimative Trick besteht darin, sich nicht nur mit der üblichen Bettdecke zuzudecken, sondern zusätzlich noch mit ein, zwei Wohndecken. Also diese neumodischen Nachfolgerinnen der Wolldecken, ihr wisst schon. Diese plüschigweichen, dünnen Decken, die es in jedem Möbelhaus gibt. Magic! Die als wärmende Schicht unter der Bettdecke, und die frostige Nacht kann meinetwegen kommen. So lässt es sich sehr gut aushalten.

Ich weiß genau, was jetzt kommt: Aber was machst du im Winter?!?

Im Winter werde ich es anders machen. Im Winter werde ich sicherlich nicht in diesem Auto wohnen. Das ist bei dauerhaften Minustemperaturen kaum möglich. Also für mich zumindest nicht.

Standort

Dadurch, dass ich seit August fast jeden Monat in Darmstadt war, kannte ich mich auch vor meinem Umzug schon ganz gut hier aus und wusste, welche Ecken sich gut zum Parken eignen. Für mich ist es wichtig, dass a) ich niemanden störe, b) noch wichtiger: mich niemand stört!, c) das Parken kostenlos ist. Und so strandete ich letztlich auf dem Messplatz.

Der Messplatz ist eine mehr oder weniger zentral gelegene Fläche, die für Veranstaltungen gedacht ist, Kirmes und sowas. Allerdings ist hier zum Glück kein regelmäßiger Wochenmarkt, sonst müsste ich ja andauernd umparken. Hier stand ich zuvor schon einige Male, u.a. weil mein Bestie nicht weit entfernt wohnt, was bei meinen Besuchen der letzten Monate das Hauptkriterium war. Inzwischen schätze ich diesen Platz aber auch einfach sehr wegen seiner Atmosphäre. Nachts ist es hier vollkommen ruhig. Ich kann hier gut schlafen. Außer natürlich, wenn ein Haufen fröhlicher Vollpfosten nachts mit ihren Autos Donuts dreht und sich die Reifen kaputtfährt. Das kam bis jetzt aber nur ein Mal vor, wenn ich zugegen war. Tagsüber herrscht hier freundliches Treiben. Fahrschulen ziehen hier ihre Bahnen, Lkws machen Pause und manchmal sogar auch Linienbusse, Wohnmobile halten für ein paar Nächte, Leute laufen rüber zur Bahnhaltestelle, die sich direkt hier befindet, und ansonsten wird der Platz als P&R oder ganz normaler Parkplatz von den Anwohnenden oder in der Nähe Arbeitenden benutzt. Interessanterweise stehen hier drei Europalettenbänke herum, sodass ich mich nach Belieben auch außerhalb meines Autos mal gemütlich in die Sonne setzen kann. Praktischerweise gibt es hier auch einen überdachten Stellplatz für Fahrräder, direkt an der Bahnhaltestelle, sodass ich mein Fahrrad trocken unterbringen kann.

Und niemanden interessiert es, was ich hier mache. Niemanden juckt es, wenn Autos hier längere Zeit stehen. Hier steht sogar ein abgemeldetes Fahrzeug herum und auch ein Wohnwagen dauerhaft, mit einem Zu-verkaufen-Schild im Fenster. Ein wunderbarer Platz für mich und gerade richtig. Ich bin ganz gern hier und fühle mich hier wohl. Das machte sich neulich besonders deutlich bemerkbar, als ich mal einen Tag lang zu verschiedenen Locations in der Stadt gefahren bin, um Dinge zu erledigen. Ich hätte mich am Ende des Tages locker irgendwo anders hinstellen können. Aber ich wollte dann doch auf meinen Messplatz zurück.

Innerhalb des Messplatzes wechsle ich gelegentlich den Standort. Immer nach Gefühl. Es gibt hochfrequentierte und ziemlich einsame Ecken hier. Wenn mein Auto anonym mit der breiten Masse verschmelzen soll, stelle ich es zu den ganzen Pendlern, die alle auf einem Klumpen parken. Wenn ich in Ruhe meinen Gaskocher auspacken und kochen will, stelle ich mich lieber abseits. Wenn ich will, dass sich mein Auto tagsüber so richtig schon in der prallen Sonne aufheizt, suche ich mir einen Parkplatz ohne Busse oder Wohnmobile daneben, da diese einen großen Schatten werfen.

Fortbewegung

In Anbetracht der katastrophalen Entwicklungen in der Welt und damit einhergehend der hohen Benzinpreise, was ja nicht unbedingt ein verkehrter Trend ist, um die Welt zu retten, schränke ich das Autofahren momentan so stark wie möglich ein. Als mich David letzte Woche hier besuchen kam (mit seinem E-Auto), brachte er mir eins von meinen Fahrrädern mit. Das erleichtert mir den Alltag hier erheblich! Zwar lässt sich alles in der Stadt fußläufig gut erreichen, aber nunmal nur, wenn eins gewillt ist, eine halbe Stunde pro Strecke zu laufen. Und da hatte ich nach anderthalb Wochen hier nicht mehr so viel Lust zu. Gehen ist cool, klar, aber wenn alles nur durch endlos langes Gelatsche erreicht werden kann, nervt mich das irgendwann auch. Mit meinem Klappi bin ich ruckzuck überall. Und ich kann es, wie gesagt, praktischerweise hier vor Ort schön überdacht abstellen. So spare ich mir das Geld für E-Scooter oder Metrobikes.

Duschen

Anfang des Jahres wurde ich dezent auf ein Neujahrsangebot der Fitnessstudiokette McFit hingewiesen: 20 Euro pro Monat, kein Jahresvertrag, sondern monatlich kündbar. Zusätzlicher Bonus: Das Fitnessstudio ist 24/7 geöffnet, also auch nachts. Perfekt für mich. Da für mein Hantelset kein Platz mehr im Auto war, kam mir das Angebot sehr gelegen. Nun kann ich jederzeit zum Sport gehen und was noch viel besser ist: ich habe uneingeschränkt Zugang zu heißen Duschen!

Seit ich hier wohne, nutze ich das auch ausgiebigst aus. Also zumindest den zweiten Teil: ich dusche. Sport mache ich momentan (noch) nicht, um mir kein Corona einzufangen – ja, trotz dreifacher Impfung und einer bereits abgeschlossenen Genesung habe ich da zurzeit Sorge! Das wird sich aber ab nächster Woche ändern, denn dann habe ich einen (den!) Termin in der Uniklinik, für den ich unbedingt gesund bleiben muss. Danach dann die Sintflut, meinetwegen. Ich gehe also alle zwei Tage ins Fitnessstudio in die Umkleide, ziehe mich aus, dusche, ziehe mich wieder an, föne und style mir die Haare und gehe wieder. Auch das interessiert die Leute, denen ich dort begegne, herzlich wenig. Und übrigens genieße ich es sehr, mit dem Fahrrad zu McFit zu fahren. Ich bin auf dem Land so lange kein Fahrrad gefahren, das ist da so mühselig auf den holperigen sandigen Feldwegen, aber hier in der Stadt macht es mir total Spaß. So habe ich dann doch ein bisschen Cardiotraining im Zusammenhang mit dem Fitnessstudio.

Eine weitere Möglichkeit wäre das Nordbad, welches sich hier direkt beim Messplatz nur wenige hundert Meter entfernt fußläufig in der Nähe befindet. Das Nordbad ist ein Hallenbad. Bislang hatte ich aber noch keine Motivation, mich dort blicken zu lassen. Obwohl es ja eigentlich ziemlich abgefahren ist, direkt neben einem Hallenbad zu wohnen. Meine Körperdysphorie macht mir da leider einen Strich durch die Rechnung. Das wäre sicherlich anders, wenn ich dort mit Badeshorts und Schwimmbinder reingehen dürfte, was aber in Schwimmbädern meistens unerwünscht ist. Da dürfen Kerle keine Oberteile tragen. Warum auch immer das so schlimm sein sollte. Und trans Personen haben dann halt Pech gehabt. Aber vielleicht frage ich dort mal an und vielleicht werde ich ja positiv überrascht. Who knows.

Klo

Auch das funktioniert hier wunderbar. Vor allem nun, da ich ein Fahrrad habe und schnell irgendwo hinfahren kann. Es gibt eine ganze Reihe öffentlicher Toiletten in Darmstadt. Am besten finde ich die Kompost-Dixies auf dem Marktplatz. Also so eine Art Dixieklo, bloß ohne Chemiezeug, sondern mit so Holzstreuseln und kleiner Schippe. Natürlich nur original mit Herzchenfenster in der Tür! Am zweitbesten finde ich das Toilettenhaus auf dem Firmengelände von Alnatura. Ein fetter Pluspunkt ist das heiße Wasser aus dem Wasserhahn! Immer eine Wohltat! Heißes Wasser lernt eins wirklich zu schätzen und zu lieben bei dieser Art zu leben. Ich habe auch einen Rewe-Markt aufgetan, der frei zugängliche Toiletten hat, ebenfalls mit fließendem Heißwasser. Dort kann ich außerdem bequem meine beiden Wasserkanister auffüllen. In der Nähe meines Autos befindet sich zudem eine Baustelle mit einem klassischen Dixieklo, aber nachdem ich das (nach Baustellenfeierabend) ein paar Mal benutzt habe, hat wohl irgendwer Wind davon bekommen; jedenfalls steht es jetzt nicht mehr direkt am Eingang der Baustelle und nachts wird das Tor verriegelt. Schade. Also doch weiter Kompostieren.

Elektrizität

Strom ist ja immer so ein Knackpunkt, wenn man im Auto wohnt. On the road ist es möglich, während der Fahrt das Handy oder die Powerbank im Zigarettenanzünder zu laden, aber wenn das Auto mehr oder weniger dauerhaft steht oder immer nur kurz bewegt wird, muss eine andere Lösung her. Ich recherchierte daher im Vorfeld, ob sich in Darmstadt irgendwo ein sogenannter Akkumat befindet. Das ist ein Schrank mit abschließbaren Fächern, in denen Handys abgelegt und an bereitgestellte Stromkabel angeschlossen werden. In München gab es so etwas mal im Galeria Kaufhof (nicht mehr, als ich dort wohnte), und hier in Darmstadt bietet Saturn diesen Service für seine Kundschaft an. Wie ich während des Googelns darauf stieß, kann ich absolut nicht rekonstruieren, aber irgendwann landete ich im Internet bei der Meldung, dass die Darmstädter Innenstadt mit einer kostenfrei nutzbaren Ladestation für E-Bikes aufwartet. Ich also weitergegoogelt, wie eigentlich E-Bikes aufgeladen werden, und siehe da: mit einem stinknormalen Schukostecker! Bingo!

Die Ladestation ist also mein Elektrizitätsprovider der Wahl. Sie steht frei zugänglich draußen, zentral und gut erreichbar, und ich habe noch nie gesehen, dass mehr als eines der acht Schließfächer belegt war. Meistens bin ich das eine belegte Fach. In jedem Fach befindet sich also eine handelsübliche Steckdose, in die ich meine Steckdosenleiste einstöpseln kann, an der dann theoretisch meine beiden Powerbanks, mein Bluetoothspeaker, die Bluetoothkopfhörer und/oder mein Convertible hängen. Da ich ein organisierter Mensch bin, ist bei mir nie alles gleichzeitig leer, sondern meistens nur eine einzelne Powerbank, die ich dann für ein paar Stunden zum Aufladen an- und einschließe. Und schon habe ich wieder Strom für alles. Es ist wirklich sehr praktisch und ich bin der Stadt sehr dankbar für diesen komfortablen Service.

Internet

Vor ein paar Monaten recherchierte ich mal nach guten Angeboten für Datenvolumen und schoss mir dann direkt einen Vertrag mit 20 GB für 20 Euro monatlich. Das reicht sehr gut aus, um on the road über die Runden zu kommen! Vor allem, weil ich mich in der Stadt inzwischen so gut auskenne, dass ich nicht die ganze Zeit durchgängig mit Google Maps navigieren muss. Und wenn, dann nutze ich die Offlinekarten, die ich vor einiger Zeit runtergeladen habe. Das spart ungemein viel Traffic. Naja, und ansonsten gibt es ja noch Wifi. Im Laufe der Zeit habe ich mich während des Reisens ja immer und überall bei allen möglichen WLANs eingeloggt. Was zur Folge hat, dass ich andauernd irgendwo automatisch eingebucht werde, wenn ich irgendwo bin – Famila, Rewe, Globus, Marktkauf … und während des Autofahrens auch gerne mal für einige Sekunden bei Shell-Tankstellen, wenn sich eine an der Straße befindet und ich daran vorbeifahre. Mein Handy hat sich auf der Autobahn auch schon automatisch ins Flixbus-WLAN eingeloggt, wenn ein solcher direkt vor mir fuhr. Freies WLAN gibt es überall, nicht zuletzt dank des hervorragenden Freifunk-Netzwerks!

Hier in Darmstadt nutze ich am liebsten das WLAN eines Restaurants auf dem Marktplatz. Es strahlt bis zum Brunnen herüber, auf dem ich dann gemütlich sitzen kann, während ich einen Videocall mit David starte, dabei alle meine Apps aktualisiere und das Betriebssystem update, ohne mein eigenes Datenvolumen zu verbrauchen. Auf diese Weise habe ich soviel Datenvolumen zur Verfügung, dass ich mir gelegentlich auch mal locker einen Netflix-Abend gönnen kann.

Wäsche waschen

Die Lösung liegt wahrscheinlich auf der Hand: Waschsalons!

Neulich habe ich dieses Konzept zum ersten Mal im Leben ausprobiert. Es gibt hier in Darmstadt zwei ziemlich neu eingerichtete Filialen einer lokalen Waschsalonkette. Mir hat es sehr gut gefallen. Für rund 6 Euro konnte ich dort meine Wäsche waschen (Waschdauer: 40 Minuten) und anschließend trocknen. Hätte ich nicht mein Waschmittel im Auto vergessen, wäre es sogar noch günstiger gewesen. Und hätte ich nur 10 statt 20 Minuten Trocknerzeit gebucht, noch günstiger. Und hätte ich mir direkt als erstes diese Mitgliedskarte geholt, noch noch viel günstiger. Es gibt WLAN (da haben wir es wieder!) und USB-Buchsen in der Wand, um Handys anzuschließen. Und es war wenig los. Fand ich gut. Natürlich sind sechs Euro viel, wenn man es gewohnt ist, zu Hause mit der eigenen Waschmaschine zu waschen und mit dem eigenen Trockner zu trocknen, wo man die Ausgaben in dem Moment gar nicht merkt. Aber meine Klamotten reichen so für anderthalb Wochen, also finde ich es finanziell durchaus überschaubar, gelegentlich einen Waschsalon in Anspruch zu nehmen, so lange ich hier bin. Und da ich vorhabe, sowieso alle paar Wochen zu David, Canela und Leo zu fahren, kann ich dann dort auf unserem Hof ausgiebigst alles waschen und saubermachen, was sich in meinem Auto befindet!

Post

Mein Umzug fand kurz vor meinem 40. Geburtstag statt, also genau passend zur obligatorischen Midlife Crisis. Jedenfalls erreichten mich deshalb Anfragen, wie man mich denn postalisch erreichen könne. Da die Anfragenden mir ziemlich zuverlässig immer mal wieder zu allen möglichen Gelegenheiten vegane Schokolade zukommen lassen, war ich gerne bereit, Auskunft zu geben: Ich besitze eine Postnummer in der DHL-App, folglich können Päckchen und Pakete für mich an eine der hiesigen Packstationen geschickt werden.

Auch für Briefe und Postkarten fand ich eine simple Lösung: ein schnödes Postfach. So einfach ist das. Heutzutage jedenfalls, denn ich erinnere mich, dass die Anmietung eines Postfachs vor einigen Jahren noch mit Auflagen verbunden war (es müssen mindestens soundsoviele Briefe am Tag eingehen). Das ist nun passé, und alle können sich für unter 25 Euro pro Jahr ein Postfach bei einer Wunschfiliale zulegen. Ich wählte die Option, dass nur Briefe dort ankommen, die explizit an das Postfach gesendet werden. Heißt, Briefe an meine Meldeadresse kommen weiterhin bei meiner Meldeadresse an. Sollte mir jemand Post jeglicher Art zukommen lassen wollen, so ist es also ratsam mich vorher zu fragen, wo ich mich denn zu dem Zeitpunkt aufhalte. Bin ja immer überall und nirgends. Einziger Nachteil: das Postfach läuft leider auf meinen Deadname, deshalb muss mein Vorname bei der Adressierung abgekürzt werden. Oder irgendwer schickt mir mal testweise etwas Belangloses an meinen richtigen Namen um zu schauen, ob es trotzdem ankommt.

Schlafen, kochen, Klamotten, schreiben, Musik machen, leben …

Ansonsten ist alles in meinem Auto so organisiert, wie es auch vorher schon für meine Road Trips war, mit nur wenigen kleinen Verbesserungen hie und da. Hinten im Auto befindet sich mein Bett und auch sonst alles, was ich so brauche – Kleidung, Kochgeschirr, Campingkocher, Lebensmittel, meine Gitarre, Zeug. Was ich wie und wo verwende, um im Auto wohnen zu können, habe ich mal in diesem Blogbeitrag ganz ausführlich beschrieben. Neu hinzugekommen sind eigentlich nur ein paar Klappboxen für die Lebensmittellagerung, eine massive Holzkiste für meine Pullover und Hosen sowie ein spezielles ans Lenkrad klemmbares Tablett, welches zu genau diesem Zweck gedacht ist und auf dem just in diesem Moment mein Convertible steht, damit ich diesen Beitrag schreiben kann und das sich ansonsten gut als Esstisch eignet.

Fazit

Jetzt, wo der Frühling da ist und damit auch die Temperaturen steigen, funktioniert es für mich ganz hervorragend, dauerhaft im Auto zu leben. Ich genieße die Zeit hier und nutze sie, um für mich zu sein, zur Ruhe zu kommen und herauszufinden, wie ich die nahe Zukunft gestalten möchte. Dabei fühle ich mich sehr wohl und möchte das hier momentan nicht missen. Ich weiß, dass es mir zurzeit schlechter gehen würde, wenn ich im Haus wohnen würde, obwohl ich dort bei meiner Kernfamilie jederzeit willkommen bin. Im Vorfeld hatte ich Ängste und Befürchtungen, wie das meines Erachtens auch gut und angebracht ist, wenn eine neue ungewisse und ungewohnte Situation naht. Ich hatte befürchtet, es sei noch wochenlang kalt und ungemütlich, sodass ich Tag und Nacht nur einsam und bibbernd im Bett liegen und mich zu Tode langweilen würde. Auch hatte ich mich zuvor selbst unter Druck gesetzt, dass ich mir bei einem Neuanfang ja gefälligst auch sofort einen Job suchen müsste, und das machte mir zusätzlich zu all den anstehenden Veränderungen in meinem Leben große Angst. Angst, es einfach nicht zu packen. Angst, zu versagen. Zum Glück – und auch dafür bin ich unendlich dankbar – lassen meine finanziellen Umstände es zu, mir diesbezüglich die Zeit zu nehmen, die ich brauche. Ich genieße die Großstadt, ich genieße die Einsamkeit, ich genieße die Zeit mit meinen Freunden, ich genieße die Zeit im Auto, ich genieße die Zeit in der Stadt oder im Park. Das ist genau das, was ich gerade brauche, nach einer äußerst anstrengenden Zeit in den letzten Monaten und Jahren, die mir seelisch einiges abverlangt hat. Ich langweile mich selten. Ich habe wieder Zeit und Ruhe gefunden, Bücher zu lesen. Ich nehme mir Zeit für mich, um Dinge für mich aufzuarbeiten. Ich freue mich auf das, was auf mich zukommt. Ich mache mich bereit für meine zweite Lebenshälfte. Ich fahre mit dem Bonanzarad durch die Hansestadt. Ich habe angefangen, ein Buch zu schreiben. Ich entschleunige mein Leben und meinen Geist.

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